Stadtgeschichte

Stadtgeschichte

Schätzungsweise seit dem 6. Jahrhundert lag im Bereich des Domplatzes die kleine sächsische Siedlung Mimigernaford. Im Jahr 793 gründete der friesische Missionar Liudger an der Furt über die Münstersche Aa ein Kloster (lateinisch: monasterium), das der sich hier entwickelnden Stadt ihren Namen gab. Im Jahr 805 wurde er zum ersten Bischof von Münster ernannt und die Bauarbeiten zum ersten Dom wurden aufgenommen.

Aufgrund der wachsenden Einwohnerzahl erhielt Münster im Jahr 1170 das Stadtrecht. In diesen Zeitraum fällt auch der Bau der Stadtbefestigung. Die Stadtmauer war etwa vier Kilometer lang und wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts durch weitere Befestigungsanlagen verstärkt. Zu dieser Zeit war Münster die flächengrößte Stadt Westfalens. In der Kommunalverfassung der Stadt spielten im späten Mittelalter die Leischaften eine wichtige Rolle, indem sie die Kurherren benannten, die an der Wahl der Ratsherren beteiligt waren. Das passive Ratswahlrecht stand bis 1458 ausschließlich dem Stadtadel, vom Volksmund Erbmänner genannt, zu. Nur Erbmännerfamilien wie die Bischopinck, Droste zu Hülshoff, Kerckerinck etc. stellten die Ratsherren, Bürger-meister und fürstbischöflichen Stadtrichter. Die Erbmänner vertraten Münster in der fürstbischöflichen Regierung, im Landtag des Fürstbistums und auf den Hansetagen.

Zwischen 1358 und 1454 erlangte Münster als Mitglied und ab 1494 als Vorort der Hanse in Westfalen eine große Bedeutung. Davon zeugt beispielsweise der Prinzipalmarkt, dessen prächtige Kaufmannshäuser aus dieser Epoche stammen, zu einem Großteil aber im Zweiten Weltkrieg zerstört und vielfach vereinfacht wiederaufgebaut wurden.

1534 begann die dramatische Episode des Täuferreichs von Münster. Sie gipfelte in der Proklamation des Königreichs Zion im September 1534 durch Jan van Leyden mit sich selbst als König. Dieses Königreich hatte jedoch nur bis zum 24. Juni 1535 Bestand, als Truppen des Bischofs Franz von Waldeck die belagerte Stadt einnahmen. Die gefolterten und hingerichteten Täufer wurden anschließend in drei eisernen Körben an der Lambertikirche zur Abschreckung aufgehängt. Die Originale der Körbe aus dem Jahre 1535 hängen dort noch immer. Fälschlicherweise werden sie oft auch als Käfige bezeichnet. Gründe hierfür sind vor allem Berichte von auswärtigen Autoren und Besuchern, die ab dem Ende des 18. Jahrhunderts mit negativ besetzten Begriffen über die Herrschaft der „Wiedertäufer“ berichteten, sowie Übersetzungsfehler lateinischer Handschriften über das Täuferreich.

1648 fand in Münster und Osnabrück ein Ereignis von europäischem Rang statt. Der Westfälische Friede wurde geschlossen, mit welchem der Dreißigjährige Krieg und der Achtzigjährige Krieg beendet wurden (Wikipedia).

Einzug des holländischen Gesandten Adriaan Pauw 1643 in Münster

Gleichzeitig erreichte der Kampf um die Unabhängigkeit der Stadt ihren Höhepunkt. Er gipfelte in dem Versuch, Münster in den Stand einer Freien Reichsstadt zu erheben. Damit war jedoch der Konflikt des Bürgertums mit dem kirchlichen Landesherrn vorbestimmt. Er resultierte in der offenen Konfrontation mit Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen, der 1661 nach achtmonatiger Belagerung die Stadt einnahm und ihr zeitweise sämtliche Rechte entzog.

Nach dem Tode des letzten Fürstbischofs im Jahre 1801 wurde die Stadt ein Jahr später durch den preußischen General Gebhard Leberecht von Blücher besetzt. Diese Maßnahme wurde erst 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss legitimiert, bevor im Jahre 1806 Truppen Napoleons die Stadt einnahmen und besetzten. Aufgrund der 1807 im Tilsiter Frieden getroffenen Vereinbarungen wurde die Stadt und das Umland 1808 Teil des Großherzogtums Berg. Münster wurde Hauptort des Departements der Ems. 1811 schließlich wurde die Region an Frankreich abgetreten. Münster gehörte nun zu den Hanseatische Departements und wurde Teil des Französischen Kaiserreichs. Im Jahre 1813 wurden die Franzosen durch preußische und russische Truppen aus der Stadt vertrieben. Seit der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress gehörte Münster ab 1815 offiziell zum Königreich Preußen und war Provinzialhauptstadt der neu gegründeten Provinz Westfalen.

Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Eingemeindungen kleinerer Umlandgemeinden überstieg die Einwohnerzahl im Jahre 1915 die Marke von 100.000 Einwohner und Münster wurde zur Großstadt. Zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde – wie in der Hauptstadt Berlin – am 9. November 1918 auf dem Neuplatz die Republik ausgerufen. Der kurze Zeit später eingesetzte Soldatenrat wurde erst einige Monate später im Februar 1919 durch General Oskar von Watter entmachtet.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Münster Sitz der Gauleitung des Gaus „Westfalen-Nord“ sowie der Ordnungspolizei, unter deren Leitung circa 200.000 „Ordnungskräfte“ am Massenmord an Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen Gruppen beteiligt waren. Eine herausragende Persönlichkeit des Widerstands gegen die Nationalsozialisten war Clemens August Graf von Galen, der durch seinen Kampf gegen die Willkür der Gestapo gegenüber katholischen Einrichtungen und das menschenverachtende Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten weit über die Grenzen der Stadt und des Bistums Münster bekannt wurde und den Beinamen Der Löwe von Münster erhielt. Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs gehörte Münster zu den am stärksten zerstörten Städten Deutschlands. Etwa 91 % der Altstadt und 63 % der gesamten Stadt wurden durch britische Bombenangriffe im Rahmen der Moral-Bombing-Strategie zerstört. Auf Drängen der Bevölkerung wurde anders als in vielen anderen deutschen Großstädten ein Teil der historischen Altstadt in den 1950er-Jahren ähnlich dem Vorkriegszustand wieder errichtet.

Am 18. Juni 1990 trafen sich Hans-Dietrich Genscher und Eduard Schewardnadse in Münster im historischen Rathaus, um die Zwei-plus-Vier-Gespräche vorzubereiten, die den Weg zur Wiedervereinigung ebneten. Dabei bereiteten die Münsteraner den Politikern auf dem Prinzipalmarkt einen stürmischen Empfang, der Schewardnadse sichtlich rührte.

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